Donnerstag, 22. November 2012


Nach einiger Zeit kommt jetzt wieder ein Eintrag.

In letzter Zeit hat sich einiges getan, weshalb ich nicht die Gelegenheit fand, etwas zu schreiben. Der wichtigste Punkt ist wohl die schlechte Neuigkeit, dass ich meinen Ort wechseln muss. Leider befindet die deutsche Regierung (und da mein Projekt ein Projekt der Regierung ist, auch die Verantwortlichen für unsere Sicherheit), dass Michoacán eine Stufe höher auf der Unsicherheitsskala gestiegen ist. Michoacán wird jetzt explizit als unsicher und gefährlich eingeschätzt. Das hatte zur Folge, dass ein ziemliches Chaos losbrach. Letztendlich müssen alle Freiwilligen, die auf den Dörfern stationiert sind, nach Morelia oder Ciudad Hidalgo wechseln. Ohne Begründung und ohne Widerrede. Eine sehr doofe Situation, da wir aus unserer Sicht völlig unsinnig wechseln, noch dazu in eine potentiell gefährlichere Stelle. Außerdem fühlt man sich natürlich sehr herumkommandiert und wenig beachtet, da mir  hier sehr gefällt und ich nicht wechseln möchte. Für unsere kleine mexikanische Organisation ist das noch dazu sehr schwierig, auf die schnelle Familien und Arbeitsstellen zu finden. Ende November/Anfang Dezember findet jetzt ein Seminar statt, auf dem die deutschen Mentoren mit den mexikanischen Mentoren zusammenkommen. Dort wird auch ein Vertreter der deutschen Botschaft dabei sein und die Freiwilligen kommen hoffentlich auch mal zur Aussprache. Schade ist auch, dass Michoacán wohl für die nächsten Jahrgänge der Freiwilligen gesperrt sein wird. Der einzige Grund, den ich mir vorstellen könnte, warum die Regierung unseren plötzlichen Wechsel befohlen hat, wäre der, dass es eine Hand voll Dörfer in Michoacán gibt, die ihr Polizei gefeuert haben und so etwas wie eine bewaffnete Bürgerwehr haben, um sich effektiv gegen das Kartell zu wehren. Ob das jetzt gut oder schlecht ist, ist eine andere Diskussion, allerdings könnte ich die Angst der Regierung verstehen, wenn ein Freiwilliger in so einem Dorf feststeckt, da dort der Konflikt mit dem Kartell dann natürlich permanent aktiv ist. Das hätte man aber doch einfach als Begründung angeben können. Alles sehr komisch und undurchschaubar für uns Freiwilligen. Fakt ist, dass uns die ganze Geschichte nicht gefällt.

Kommen wir zum schönen Teil meines Freiwilligenjahres, nämlich den ganzen Abenteuern und Erlebnissen.

Nach dem sehr traditionellen und schönen "Dia de los Muertos" verbrachten wir ein Wochenende in unserem Dorf. Allerdings waren wir über die Woche ziemlich beschäftigt, da alle Mitarbeiter der Schule, vom Gärtner bis zum Direktor meinten, sie müssten uns alle auf einmal einladen. Zur Folge dessen, haben wir seid 2 Wochen nicht mehr in unserer eigenen Gastfamilie gegessen und kennen jetzt jedes Restaurant des Dorfes. Highlight war auf jeden fall die Knoblauch-Garnelen mit Pommes und Salat. Sehr lecker.

Die Trötentruppe
Am Mittwoch begann dann das Schulfest. Es wurde 2 Tage lang durch die Stadt marschiert (mit Pauken und Trompeten), die quitschende Banda de Guerra mit ihren zerknüllten Tröten durfte zu Genüge die Nationalhymne quäken und es wurde wie immer feierlich die Fahne übergeben. Reden wurden auch gehalten, Würdenträger gekürt und Tanzgruppen aus befreundeten CECYTEM-Schulen sind aufgetreten.
Abends gab es dann ein großes Essen für die Lehrer, den Bürgermeister und die eingeladenen Direktoren der anderen Schulen. Wir durften natürlich auch mitessen. Es gab viel Tequila und die Stimmung stieg im Verlaufe des Abends. Der Höhepunkt wurde erreicht, als Aaron sein Brötchen in Tequila tunkte und er dafür von allen gefeiert wurde. Sogar der Direktor hat sich schlapp gelacht. Am Freitag sind wir dann vormittags mit den beiden Lehrern Montiel (sowas wie Religion und Geschichte) und Ramiro (Englisch und Mathe) nach Uruapan gefahren um dieses Mal bis auf die Spitze des Vulkans zu steigen.

Angahuan
Nachdem wir Freitag noch Marius einsammelten, stiegen wir Samstag pünktlich um 7 aus den Betten, um nach Angahuan zu fahren (ich durfte mir mit Ramiro den Beifahrersitz des Taxis teilen). In Angahuan haben wir nicht lange gefackelt und uns auf die schon bereitgestellten Pferde geschwungen...und los ging der wilde Ritt. Unser Führer ritt auf seinem Pferd hinter uns und wies uns den Weg, sonst durften wir allerdings reiten wie wir wollten. Und das bei strahlender Sonne und blauem Himmel. Staub wirbelte unter unseren gallopierenden Pferden auf, Schmerzenschreie von geprellten Gesäßteilen und ab und zu ein freudiges Yehaa begleiteten uns auf unserem Weg zum Vulkan. Zwischendurch kurze Halts und ein-zwei Schlücke aus dem Flachmann (natürlich Tequila).
ein wilder Ritt


Gruppenbild am Fuß des Vulkan
Am Fuße des Vulkans angekommen, banden wir unsere Pferde an und besichtigten die Stellen, wo noch immer Gase austreten. Man konnte seine Hand reinhalten, allerdings nur kurz da es ziemlich heiss war. Dann begann der Aufstieg in dem 45 Grad steilen Vulkangeröll. Oben konnten wir dann die schöne Aussicht über die Gegend genießen. Man konnte ziemlich gut sehen, wie weit der/die/das Lava geflossen ist. Beim rasanten Abstieg rannten wir den ehemaligen Haupt-Lavafluss hinunter, der Jetzt nur noch aus Vulkansand bestand. Meine komplette Kleidung war vollgesaut und ich hatte einen halben Sandkasten in den Schuhen, würde es aber mit Freude noch einmal machen.

Der rasante Abstieg



Nationalpark Uruapan
Am Sonntag sind wir mit unseren müden Knochen noch in den Nationalpark gegangen. Witzigerweise befindet der sich mitten in der Stadt Uruapan, ist aber auch ziemlich klein. Es war aber super schön. Blauer Himmel, der von Wasserfällen unterbrochene Fluss und das Strahlende Grün der vielen Dschungelplfanzen. Echt ein sehr schönes Fleckchen in der sonst recht hässlichen Stadt Uruapan.

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