Da schon eine Weile seit meinem letzten Blogeintrag
vergangen ist, nehme ich das Wochenende mal zum Anlass, um wieder einen Schrieb
aufzusetzen.
Burger in Uruapan |
Das ganze begann damit, dass wir von Victor (unserem Mentor)
freibekommen haben und deshalb schon Freitag früh morgens ans Meer fahren
wollten. Es kam natürlich ganz anders. Nachdem wir in Morelia auf Simon und
Marius (Freiwillige aus Sengio) gestoßen sind, fragten wir uns langsam, wie es
überhaupt von Statten gehen sollte, da niemand etwas wusste. Eigentlich hatte
Armando, ein Mexikaner angeboten, uns mitzunehmen und in seinem Haus am Strand
zu übernachten. Kontaktperson war Lou (Louise, Freiwillige aus Janitzio), die
sich auch schon in Morelia befand. Um es kurz zu machen, Armando hat uns
einfach sitzen lassen und anscheinend leere Versprechen gemacht, da nicht mal
die anderen Mexikaner, die eigentlich mitkommen sollten, überhaupt etwas von
der ganzen Geschichte wussten. Aaron ist vor lauter Frust einfach in den
erstbesten Bus gestiegen und mit Helena (Freiwillige aus Tzintzuntzan) einfach
spontan ans Meer gefahren. Mir war das ein wenig zu teuer und zu ungewiss. Ich
habe stattdessen die Chance genutzt um ein Päckchen nach Deutschland zu
verschicken. Wer jetzt denkt, dass er auch im Verlaufe des Jahres ein Päckchen
bekommt, darf das getrost vergessen. Obwohl ich extra DHL gewählt habe, wo ich
dachte, es sei günstig und zuverlässig, war es verdammt teuer und wird das
erste und letzte Päckchen gewesen sein. Marius, Lou, Simon und ich haben dann
überlegt, was wir sonst noch machen könnten. Wir haben uns letztendlich dafür
entschieden, nach Uruapan zu fahren.
Der Vulkan |
In Uruapan haben wir einmal übernachtet und sind dann morgens
um 8 aufgestanden um uns den Paricutin anzuschauen. Der Paricutin ist ein
Vulkan, der erst 1943 entstanden ist und San Juan unter sich begraben hat.
Dabei ist niemand verletzt worden, da die Lava zum Glück ziemlich langsam
geflossen ist. Das besondere an San Juan Viejo (das neue Dorf heißt San Juan
Nuevo) ist, dass zwar alles von Lava bedeckt ist, aber der Kirchturm noch
herausschaut. Wir wären zwar auch gerne ans Meer gefahren, aber das schien uns
als würdiger Ersatz. Es war auch mehr ein Abenteuer, als ein normaler
Tagesausflug. Die Ereignisse überschlagen sich zwar nicht wie in einem
Aktionfilm, doch stolperten wir von einer Situation in die nächste.
Foto des Ausbruchs |
Es ging schon richtig gut los, da wir mit dem Bus nach San
Juan Nuevo gefahren waren, wir aber wie wir nachher herausfanden eigentlich
nach Angahuan sollten. Am Anfang haben wir uns noch gefreut, dass wir so
schnell auf den Weg gefunden hatten, bis auf dem Schild dann „24 Km bis zu den
Ruinen“ stand. So hatten wir uns das nicht unbedingt vorgestellt. Wir sind dann
einfach los gelatscht (es war kein Wanderweg, sondern einfach eine Straße, die
zu den Ruinen führt), nach meinen sehr optimistischen Berechnungen würden wir
mindestens 12 Stunden brauchen um den hin- und wieder zurückzukommen. Da wir
aber nicht schon wieder etwas abblasen wollten, sind wir einfach gelaufen, so
wie Forrest Gump das auch gemacht hätte. Nach kurzer Zeit, wir waren nicht mal
aus dem Ort heraus, fuhr ein schwarzer Pickup neben uns her. Eigentlich ja
nichts besonderes, da es die ziemlich oft in Mexiko gibt. Auf unserer Höhe,
wurde der Pickup dann ganz langsam, die Fenster gingen runter und mexikanische
Köpfe guckten grinsend zu uns heraus. Ich habe mir nichts dabei gedacht und bin
davon ausgegangen, dass das nur ein paar jugendliche Mexikaner gewesen sind,
die sich über uns laufende lustig gemacht haben. Es kam auch zu einem kleine
Wortwechseln zwischen Simon und den Mexikanern, da wir wie immer mit Gringos
angesprochen wurden und dann erst erklären mussten, dass wir ja Deutsche sind.
Es war auf jeden Fall eine sehr komische Situation, weil es nicht das normale
Verhalten war. Auch komisch war, dass ich erst dachte, es wäre ein Polizeiauto,
weil es mir so vorkam, als hätte der Fahrer eine Schutzweste an. Auch, dass sie
uns so angrinsten, war höchst komisch. Entweder wird man nicht beachtet oder
angestarrt, aber so angegrinst hat mich noch niemand. Es war ziemlich
selbstsicher als würde er etwas wissen, was ich nicht weiß. Wer sich jetzt
wundert, warum ich diese Situation so eingehend beschreibe, soll sie einfach im
Hinterkopf behalten.
Der Weg zum Vulkan |
Nach dem mysteriösen Auto sind wir keine 10 Minuten
gelaufen, als der erste Pickup anhält und fragt, ob wir mit aufspringen wollen.
Ja, es ist normal hier, auf der Ladefläche Personen zu transportieren. Die
netten Mexikaner waren eine Gruppe Jugendlicher, die zu einem Nationalpark
fuhren, um dort ein Projekt für ihre Uni zu machen. Von dem Nationalpark seien
es dann nur noch 1 Stunde und ein wenig bis zu den Ruinen, zu Fuß natürlich.
Wir wurden dann auch gleich beim Park interviewt und mussten über die
Unterschiede zwischen der Wirtschaft und Umwelt von Deutschland und Mexiko
reden. Alles wurde aufgezeichnet und danach gab es noch was zu Essen und ein
Schlückchen Cola. Vom Nationalpark hab ich nicht viel gesehen, nur ein Hirsch,
der sich nicht fotografieren lassen wollte und uns immer mit seinem Geweih vom
Zaun verscheucht hat.
Die mexikanischen Studenten |
Wir haben uns dann von der Gruppe Jugendlicher getrennt und
sind wieder einmal optimistisch und voller Freude losgelaufen.
Altar |
Um noch einmal zurück zu dem Auto zu kommen: Wir befanden
uns mit der Gruppe Mexikaner auf dem Weg zum Nationalpark, als uns ein ziemlich
schnelles Auto überholt, man könnte es erraten, es war wieder der schwarze
Pickup. Allerdings mit einem entscheidenden Merkmalsänderung. Statt grinsenden
Gesichtern wurden ein AK-47 und ein M16 Sturmgewehr aus dem Fenster gehalten.
Der Mexikaner nahm sofort seine Kamera herunter und ich habe mich ziemlich
erschrocken. Die lachenden Mexikaner beruhigten mich ein wenig, da sie meinten,
solange man keine Fotos von ihnen macht, tun sie rein gar nichts. Lou, Marius
und Simon hatten gar nichts bemerkt, da sie in Gespräche vertieft waren. Sie
wurden aber später auch noch einmal mit einem Blick belohnt, da das Auto in
einer Haltebucht stand und die (Achtung, mexikanischer Fachbegriff) Narcos mit
ihren Waffen neben dem Auto standen. Der eine winkte uns noch, als wir
vorbeifuhren. Ein ziemlich einschüchterndes Erlebnis. Allerdings braucht sich
niemand Sorgen zu machen, da die Familia Michoacán eins der stärksten, wenn
nicht sogar das stärkste Kartell in Mexiko sind. Das mag verwundern, aber
gerade durch ihre Stärke sind sie nicht bedroht und es herrscht sozusagen ein
Ich-lass-dich-in-Ruhe-wenn-du-mich-in-Ruhe-lässt-Abkommen zwischen der Bevölkerung
und dem Kartell. Das ist natürlich nicht die ganze Geschichte, aber zu
Einzelheiten äußert man sich in Mexiko nicht, erst recht nicht über das
Internet. Aber es sei allen versichert, ich bin in völliger Sicherheit.
Die Kirche |
ein halber Tornado |
Kommen wir nach diesem kurzen Exkurs wieder zur eigentlichen
Reise. Der Weg zur Kirche bzw. den Ruinen betrug sich nicht auf eine Stunde,
eher auf 2. Auch alle mexikanischen Zeitangaben, die wir auf dem Weg einholten
wurden völlig von unserer Wahrhaftigen Laufzeit überboten. Kurz bevor wir an
der Kirche ankamen, konnten wir noch beobachten, wie sich ein halber Tornado
hinter uns bildete. Es war ziemlich beeindruckend, wie sich die Wolken langsam
zu drehen anfingen und dann eine Spirale nach unten bildeten. Die Bäume auf dem
Boden, verhinderten schließlich, dass ein ganzer Tornado daraus wurde und der
halbe Tornado zog sich daraufhin beleidigt über den Berg zurück und verschwand.
Zu der Kirche gibt es nicht viel zu sagen, außer dass ein wenig so aussah, als
wäre um sie herum ein zu Stein erstarrter Ozean. Alles war ziemlich unwirklich
und sah aus, wie von einem anderen Planeten. Eine riesige schwarze Steinwüste,
mittendrinn der Kirchturm und im Hintergrund der Rauchende Krater der
Vulkans.
Le me, während sich der Tornado verdrückt |
Nach diesem ermüdenden und langen Text, beende ich hier meinen Eintrag. In der Rubrik Fotos, können Bilder unseres neuen Hauses bestaunt werden (siehe letzten Eintrag).
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