Donnerstag, 18. Oktober 2012


Da schon eine Weile seit meinem letzten Blogeintrag vergangen ist, nehme ich das Wochenende mal zum Anlass, um wieder einen Schrieb aufzusetzen.

Burger in Uruapan
Das ganze begann damit, dass wir von Victor (unserem Mentor) freibekommen haben und deshalb schon Freitag früh morgens ans Meer fahren wollten. Es kam natürlich ganz anders. Nachdem wir in Morelia auf Simon und Marius (Freiwillige aus Sengio) gestoßen sind, fragten wir uns langsam, wie es überhaupt von Statten gehen sollte, da niemand etwas wusste. Eigentlich hatte Armando, ein Mexikaner angeboten, uns mitzunehmen und in seinem Haus am Strand zu übernachten. Kontaktperson war Lou (Louise, Freiwillige aus Janitzio), die sich auch schon in Morelia befand. Um es kurz zu machen, Armando hat uns einfach sitzen lassen und anscheinend leere Versprechen gemacht, da nicht mal die anderen Mexikaner, die eigentlich mitkommen sollten, überhaupt etwas von der ganzen Geschichte wussten. Aaron ist vor lauter Frust einfach in den erstbesten Bus gestiegen und mit Helena (Freiwillige aus Tzintzuntzan) einfach spontan ans Meer gefahren. Mir war das ein wenig zu teuer und zu ungewiss. Ich habe stattdessen die Chance genutzt um ein Päckchen nach Deutschland zu verschicken. Wer jetzt denkt, dass er auch im Verlaufe des Jahres ein Päckchen bekommt, darf das getrost vergessen. Obwohl ich extra DHL gewählt habe, wo ich dachte, es sei günstig und zuverlässig, war es verdammt teuer und wird das erste und letzte Päckchen gewesen sein. Marius, Lou, Simon und ich haben dann überlegt, was wir sonst noch machen könnten. Wir haben uns letztendlich dafür entschieden, nach Uruapan zu fahren.
Der Vulkan

In Uruapan haben wir einmal übernachtet und sind dann morgens um 8 aufgestanden um uns den Paricutin anzuschauen. Der Paricutin ist ein Vulkan, der erst 1943 entstanden ist und San Juan unter sich begraben hat. Dabei ist niemand verletzt worden, da die Lava zum Glück ziemlich langsam geflossen ist. Das besondere an San Juan Viejo (das neue Dorf heißt San Juan Nuevo) ist, dass zwar alles von Lava bedeckt ist, aber der Kirchturm noch herausschaut. Wir wären zwar auch gerne ans Meer gefahren, aber das schien uns als würdiger Ersatz. Es war auch mehr ein Abenteuer, als ein normaler Tagesausflug. Die Ereignisse überschlagen sich zwar nicht wie in einem Aktionfilm, doch stolperten wir von einer Situation in die nächste.
Foto des Ausbruchs
Es ging schon richtig gut los, da wir mit dem Bus nach San Juan Nuevo gefahren waren, wir aber wie wir nachher herausfanden eigentlich nach Angahuan sollten. Am Anfang haben wir uns noch gefreut, dass wir so schnell auf den Weg gefunden hatten, bis auf dem Schild dann „24 Km bis zu den Ruinen“ stand. So hatten wir uns das nicht unbedingt vorgestellt. Wir sind dann einfach los gelatscht (es war kein Wanderweg, sondern einfach eine Straße, die zu den Ruinen führt), nach meinen sehr optimistischen Berechnungen würden wir mindestens 12 Stunden brauchen um den hin- und wieder zurückzukommen. Da wir aber nicht schon wieder etwas abblasen wollten, sind wir einfach gelaufen, so wie Forrest Gump das auch gemacht hätte. Nach kurzer Zeit, wir waren nicht mal aus dem Ort heraus, fuhr ein schwarzer Pickup neben uns her. Eigentlich ja nichts besonderes, da es die ziemlich oft in Mexiko gibt. Auf unserer Höhe, wurde der Pickup dann ganz langsam, die Fenster gingen runter und mexikanische Köpfe guckten grinsend zu uns heraus. Ich habe mir nichts dabei gedacht und bin davon ausgegangen, dass das nur ein paar jugendliche Mexikaner gewesen sind, die sich über uns laufende lustig gemacht haben. Es kam auch zu einem kleine Wortwechseln zwischen Simon und den Mexikanern, da wir wie immer mit Gringos angesprochen wurden und dann erst erklären mussten, dass wir ja Deutsche sind. Es war auf jeden Fall eine sehr komische Situation, weil es nicht das normale Verhalten war. Auch komisch war, dass ich erst dachte, es wäre ein Polizeiauto, weil es mir so vorkam, als hätte der Fahrer eine Schutzweste an. Auch, dass sie uns so angrinsten, war höchst komisch. Entweder wird man nicht beachtet oder angestarrt, aber so angegrinst hat mich noch niemand. Es war ziemlich selbstsicher als würde er etwas wissen, was ich nicht weiß. Wer sich jetzt wundert, warum ich diese Situation so eingehend beschreibe, soll sie einfach im Hinterkopf behalten.
Der Weg zum Vulkan

Nach dem mysteriösen Auto sind wir keine 10 Minuten gelaufen, als der erste Pickup anhält und fragt, ob wir mit aufspringen wollen. Ja, es ist normal hier, auf der Ladefläche Personen zu transportieren. Die netten Mexikaner waren eine Gruppe Jugendlicher, die zu einem Nationalpark fuhren, um dort ein Projekt für ihre Uni zu machen. Von dem Nationalpark seien es dann nur noch 1 Stunde und ein wenig bis zu den Ruinen, zu Fuß natürlich. Wir wurden dann auch gleich beim Park interviewt und mussten über die Unterschiede zwischen der Wirtschaft und Umwelt von Deutschland und Mexiko reden. Alles wurde aufgezeichnet und danach gab es noch was zu Essen und ein Schlückchen Cola. Vom Nationalpark hab ich nicht viel gesehen, nur ein Hirsch, der sich nicht fotografieren lassen wollte und uns immer mit seinem Geweih vom Zaun verscheucht hat.
Die mexikanischen Studenten

Wir haben uns dann von der Gruppe Jugendlicher getrennt und sind wieder einmal optimistisch und voller Freude losgelaufen.

Altar
Um noch einmal zurück zu dem Auto zu kommen: Wir befanden uns mit der Gruppe Mexikaner auf dem Weg zum Nationalpark, als uns ein ziemlich schnelles Auto überholt, man könnte es erraten, es war wieder der schwarze Pickup. Allerdings mit einem entscheidenden Merkmalsänderung. Statt grinsenden Gesichtern wurden ein AK-47 und ein M16 Sturmgewehr aus dem Fenster gehalten. Der Mexikaner nahm sofort seine Kamera herunter und ich habe mich ziemlich erschrocken. Die lachenden Mexikaner beruhigten mich ein wenig, da sie meinten, solange man keine Fotos von ihnen macht, tun sie rein gar nichts. Lou, Marius und Simon hatten gar nichts bemerkt, da sie in Gespräche vertieft waren. Sie wurden aber später auch noch einmal mit einem Blick belohnt, da das Auto in einer Haltebucht stand und die (Achtung, mexikanischer Fachbegriff) Narcos mit ihren Waffen neben dem Auto standen. Der eine winkte uns noch, als wir vorbeifuhren. Ein ziemlich einschüchterndes Erlebnis. Allerdings braucht sich niemand Sorgen zu machen, da die Familia Michoacán eins der stärksten, wenn nicht sogar das stärkste Kartell in Mexiko sind. Das mag verwundern, aber gerade durch ihre Stärke sind sie nicht bedroht und es herrscht sozusagen ein Ich-lass-dich-in-Ruhe-wenn-du-mich-in-Ruhe-lässt-Abkommen zwischen der Bevölkerung und dem Kartell. Das ist natürlich nicht die ganze Geschichte, aber zu Einzelheiten äußert man sich in Mexiko nicht, erst recht nicht über das Internet. Aber es sei allen versichert, ich bin in völliger Sicherheit.
Die Kirche

ein halber Tornado
Kommen wir nach diesem kurzen Exkurs wieder zur eigentlichen Reise. Der Weg zur Kirche bzw. den Ruinen betrug sich nicht auf eine Stunde, eher auf 2. Auch alle mexikanischen Zeitangaben, die wir auf dem Weg einholten wurden völlig von unserer Wahrhaftigen Laufzeit überboten. Kurz bevor wir an der Kirche ankamen, konnten wir noch beobachten, wie sich ein halber Tornado hinter uns bildete. Es war ziemlich beeindruckend, wie sich die Wolken langsam zu drehen anfingen und dann eine Spirale nach unten bildeten. Die Bäume auf dem Boden, verhinderten schließlich, dass ein ganzer Tornado daraus wurde und der halbe Tornado zog sich daraufhin beleidigt über den Berg zurück und verschwand. Zu der Kirche gibt es nicht viel zu sagen, außer dass ein wenig so aussah, als wäre um sie herum ein zu Stein erstarrter Ozean. Alles war ziemlich unwirklich und sah aus, wie von einem anderen Planeten. Eine riesige schwarze Steinwüste, mittendrinn der Kirchturm und im Hintergrund der Rauchende Krater der 
Vulkans.

der Eingang

An der Kirche machten wir eine kleine Pause und aßen ein Taco, während wir beratschlagten wie es jetzt weiter gehen sollte. Taxis oder Busse gab es nicht und die Touristen, die mit ihren Autos da waren, fuhren nicht in unsere Richtung (by the way, es ist anscheinend niemand gelaufen außer uns, wir wurden angestarrt als kämen wir vom Mond). Auf die Frage, wie lange es denn bis nach San Juan Nuevo auf dem kürzesten Weg dauern würde, wurde uns 2 Tage geantwortet, womit wir diese Idee ziemlich schnell verwarfen. Wir entschieden uns schließlich, nach Angahuan zu laufen, von wo aus wir mit dem Bus nach Uruapan zurück fahren wollten. Die Strecke, war die eigentlich von Anfang an eingeplante und war nicht lang. Wir haben natürlich trotzdem 2 Stunden statt der eigentlich vorausgesagten einen Stunde gebraucht, weil die Zeitangabe wieder einmal nicht gestimmt hat und wir uns an einer Weggabelung verlaufen haben. Ich war die ganze Zeit dafür, den anderen (richtigen) Weg zu nehmen soll an dieser Stelle gesagt sein. In Uruapan erlöste uns dann ein kalte Dusche (Rodo hatte in seinem bescheidenen Heim nur fließendes kaltes Wasser) vom Lavastaub. Ein Burger machte dann auch alle müden Knochen wieder fit. Am Sonntag haben wir dann nichts mehr gemacht.
Le me, während sich der Tornado verdrückt

Nach diesem ermüdenden und langen Text, beende ich hier meinen Eintrag. In der Rubrik Fotos, können Bilder unseres neuen Hauses bestaunt werden (siehe letzten Eintrag).

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