Sonntag, 16. Juni 2013

Wieder mal ist eine kleine Ewigkeit verstrichen, bis ich wieder Zeit hatte einen kleinen Artikel zu schreiben.
Familienfoto
Wir befinden uns Ende April und ich bin gerade aus Kuba zurückgekommen, als mein Mitbewohner mir sagt, dass ich die Familie wechseln muss, da es mal wieder Probleme mit dem Geld gibt. Da mein Programm eigentlich beinhaltet, dass meine Gastfamilie Essen, Miete und Gas bezahlt, war es natürlich etwas schwierig mit einem Mexikaner in einer WG zu leben, der aber keine Arbeit hat. Ich war auf jeden Fall nicht unglücklich aus dieser WG auszuziehen. Keine Plastikfeen mehr, nicht mehr 3 Mal die Woche putzen und auch nicht mehr ewig laufen, bis man den nächsten Combi erwischt. Ich war also sehr gespannt auf meine nächste Familie, die sich als sehr nett heraustellte. Ich lebe jetzt hier mit einem Gastbruder (Gerardo), seiner Oma und seiner Mutter. Gerardo ist 21 und studiert Computersysteme im ersten Semester. Am ersten Wochende fuhren wir gleich zusammen mit Marius nach Queretaro, einen anderen Bundesstaat, wo er früher gelebt hat. Nachdem wir die Stadt angeschaut haben, gingen wir auf den ersten 15. Geburtstag in Mexiko meines Lebens. Das scheint nicht besonders zu sein, aber hier in Mexiko ist das der wichtigste Geburtstag überhaupt. Man könnte es mit dem 16. Geburtstag in USA oder dem 18. hier in Deutschland gleichsetzen, also eine große Party.
Unsere Katze Kira

In der Küche
Wieder zurück in Morelia habe ich eine Woche gearbeitet um dann in das berühmte Turtle-Camp meiner Organisation zu fahren. Dieses Camp findet an der Küste Michoacans statt und es kommen Freiwillige aus allen möglichen Ländern. Das Turtle-Camp handelt, wie der Name schon sagt, von Schildkröten. Am Strand von Colola kommen nämlich über das ganze Jahr verstreut unzählige Schildkröten an und legen ihre Eier. Ganze 80 Prozent des Weltbestands der Tortuga Negra kommt nur an diesen Strand. Dazu noch jeweil 20 Prozent der Tortuga Laúd und Tortuga Marina. Die Aufgabe der Freiwilligen besteht vor allem darin, die Schildkröten zu zählen und Daten zu sammeln. Außerdem müssen Eier eingesammelt werden und sicher vergraben werden und Babys ins Wasser gebracht werden. Alles aber nicht so viel Arbeit, da die Hauptsaison im Dezember ist. Für uns Freiwillige war es natürlich trotzdem sehr spektakulär Schildkröten in der freien Natur zu sehen. Noch dazu war es einfach herrlich, in unserer Hütte ein paar Meter vom Strand zu schlafen, den ganzen Tag barfuß durch den Strand zu latschen, Kokosnüsse frisch von der Palme zu schlürfen, Schwimmen zu gehen, Volleyball zu spielen und natürlich mit der Gruppe alle möglichen Aktionen zu machen. Noch dazu gab es 2 große Feste des Dorfes (Muttertag und Schildkrötentag) die wir mit Bandamusik und Micheladas (sehr interessantes Getränk welches mit Maggi, Worcestersauce, Tomatensaft, Eis, Chilli und Bier zubereitet wird) genossen. Es war sehr schön für so lange Zeit an der Küste zu sein, da die Küste von Michoacan einfach unglaublich schön ist. Völlig von Touristen verschont kann man nachts (nich am Strand wo die Schildkröten ankommen, aber an benachbarten Stränden) schlafen, Feuer machen und das Rauschen der Wellen genießen. Es war also mehr Urlaub, als Arbeit und somit fuhren alle sehr erholt wieder nach Hause.
4 kleine Schildkröten
Palacio de Bellas Artes, Mexico City
Ich bin im Anschluss mit Antonin, einem Franzosen, Min, Korea und Veronika, Tschechien ein paar Tage in Morelia geblieben. Wir haben das deutsch-deutsche Finale der Championsleague genossen und eine kleine sight-seeing-tour veranstaltet. Am nächsten Tag guckten wir das Rückspiel des Finales der mexikanischen Playoffs. Im Hinspiel hatte Cruz Azul bereits mit 1:0 gewonnen und erziehlte auch recht schnell ein weiteres 1:0 im zweiten Spiel. Insgesamt stand es also 2:0 für Cruz Azul und der Sieg rückte sehr nahe, doch dann begann die spannende Phase des Spiels zwischen den beiden Manschaften aus Mexiko City. In der 89. Minute konnte der Kapitän America´s den Ausgleich erziehlen und auf Gesamtstand 2:1 erhöhen. 3 Minuten Nachspielzeit wurden angezeigt und wir zitterten mit den schwächelnden Adlern von Cruz Azul mit. In den letzten 20 Sekunden konnte America schließlich noch eine letzte Ecke herausholen, alle Spiele kamen mit in den Strafraum. Der Ball kommt und der Torwart von America hebt ab, fliegt und versenkt den Ball zum Ausgleich im Tor. Tausende Fans von America strömen wieder ins Stadion. Es wird in die Nachspielzeit verlängert (in Mexiko gibt es keine Auswärtstorregel). Kein Team konnte ein Tor erzielen, somit ging es ins Elfmeterschießen, welches America gegen die deutlich geschockten Adler gewinnen konnte. Was ein Spiel. Die Emotionen schlugen besonders hoch, da beide Clubs aus der gleichen Stadt kommen und America den Beliebtheitsstatus Bayern München´s hat, entweder man hasst America, oder man liebt es. Für uns war es einfach ein sehr unterhaltsames Fußballspiel.
Mit Antonin bin ich am darauf folgenden Tag nach Mexiko City gefahren.

Antonin und Ich in Teotihuacan
Dort haben wir uns Teotihuacan, einige Museen und einen Kampf des Lucha Libre angeschaut. Lucha Libre ist im Grunde wie das amerikanische Wrestling, nur halt mexikanisch. Wrestling/ Lucha Libre ist ein Showkampf, bei dem im Grunde alles zugelassen ist. Es gibt zwar theoretische Regeln, doch da alles inszeniert ist, geht der Kampf auch neben dem Ring oder mit mehreren Kämpfern im Ring weiter. Der Witz dabei sind die oft spektakulären Tricks, zum Beispiel der Rückwärtssalto vom Ring herunter auf den Konterfei. Natürlich ist er einstudiert und es tut sich dabei niemand weh, aber es ist sehr spektakulär. Noch dazu gibt es, je profesioneller der Kampf immer Geschichten dabei, gute und böse Kämpfer, Freunde und Erzfeinde. Es lohnt sich auf jeden Fall einmal hinzugehen. Am letzten Abend kam dann der Abschied von Aaron, der aufgrund von seinem nur 9 Monate langem Freiwilligendienst nach Hause flog.

Zu Hause angekommen ging dann der Alltag wieder los. Allerdings
Fernanda, Paco und Ich
sollte das Wochenende gleich wieder ein großes Ereigniss auf mich zu kommen - la Feria del Queso y del Vino (nationale Wein- und Käsemesse), die in der Nähe von Queretaro statt fand. Wir waren also mit der ganzen Bande auf der Messe und es war wieder einmal sehr schön, was vor allem an den zahlreichen netten Freunden von Gerardo lag.

In einem Möbellaster
Nach einer Arbeitswoche stand der nächste Wochenendtrip an. Ein Cousin Gerardos zieht gerade von Guanajuato um und bot uns an mit ihm umsonst nach Guanajuato zu fahren, sodass ich mit meinem Gastbruder Gerardo und einem Freund (Salvador) beschlossen hin zu fahren. Hinten, mit lauter Kartons, in einem Laster ging es direkt gut los. Guanajuato gilt zu recht unter den Mexikanern als schönste Stadt Mexikos. Die Landschaft ist sehr hügelig, sodass das sonst übliche Schachbrettmuster nicht in der Stadtplanung durchgesetzt werden konnte. So besteht Guanajuato aus unglaublich vielen kleinen Gässchen, sauber mit bunten kolonialen Häusern und vielen kleinen Läden. Man könnte es sich wie ein deutsches Mittelalterstädtchen vorstellen, nur mit mexikanischem Stil. Dazu kommen noch zahlreiche Legenden die um das Tunnelsystem ranken. Guanajuato ist nämlich komplett unterhöhlt mit Tunneln, die für die zahlreichen Autos und Busse eine Möglichkeit stellen, die Stadt zügig zu passieren. Sehenswert ist vor allem das Theater, das unter dem Präsidenten Porfirio Díaz gebaut wurde. Eine schöne Geschichte hat es leider nicht, da der Regierungsstil Díaz´ als nahezu diktatorisch gilt. Zwar genoss das Land einen wirtschaftlichen Aufschwung in den Jahren seiner Regierung (1884-1911), doch führte sein Regierungsstil letztendlich zur mexikanischen Revolution. Auch sehr berühmt ist der "Callejon del Beso", wo sich der Legende nach ein armer Minenarbeiter in ein Mädchen der gut betuchten Klasse verliebt hat. Das wurde natürlich nicht von den Eltern toleriert, sodass er sein Haus direkt gegenüber baute um heimlich von Balkon zu Balkon seine Geliebte zu küssen.
Salvdor und Ich auf dem Balkon des Callejón
In Morelia angekommen, gab es gleich eine Überraschung. Einmal mehr streikte Irgendwer gegen die Schulreform und unser Büro wurde geschlossen. Mal sehen wie lange das noch dauern wird. So habe ich aber erst einmal Zeit, mich für die Universitäten in Deutschland zu bewerben. Jetzt sind es noch ein knapp 2 Monate, die mir hier in Mexiko bleiben. Ich bin mir sicher, es wird noch einmal interessant.
Gruppenbild, Geda, Salva und Ich


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