Sonntag, 23. Dezember 2012

Kurz vor Weihnachten und der großen Reise nach Yucatán ein kleiner Bericht vom Strandurlaub.

Am Dienstag ging es ganz früh los. Zu acht in einem großen Chevrolet, Aaron, ich und 6 mexikanische Freunde. Noch in Jeans und Pullover, da es Nachts in Huandacareo ziemlich kalt wird, fuhren wir richtung Küste. Ziemlich schnell wurde es dann auch richtig warm. Was dort die kühlsten Tage des Jahres sind, kann man gut und gerne mit dem Sommer in Deutschland auf eine Stufe stellen.

Unsere eigentliche Wohnung
Erster Stop war Caleta de Campos, einem winzigen Dörfchen am Strand, wo wir eine "Hütte" reserviert hatten. Leider hatten nicht alle Schlafsäcke mit und es gab keine Betten, nur reine Holzbretter. Darum haben wir dann einfach in Hängematten geschlafen, die im Restaurant daneben hingen. Dort haben wir (wie auch an den folgenden Stränden) direkt am Strand geschlafen. Es gab unmengen an Seesternen, die von den kleinen Mexikanern auch gerne herumgeworfen wurden. Bis auf ein paar Fischer und die kleinen Kinder waren wir auch die einzigen, die dort irgendwie am Strand waren. Der Urlaub hätte also nicht besser starten können.
So bin ich aufgewacht
Das Bier
Am zweiten Tag sind wir in Ruhe aufgestanden, haben Volleyball gespielt und lange gefrühstückt. Danach ging es nach Nexpa, einem Ort der für Surfer berühmt ist, allerdings war es da nicht so geil, da wir keine Surfer sind und der Strand sehr steinig war. Die Wellen waren zwar ziemlich groß, da es keine geschützte Bucht war sondern der große weite Pazifik, eben perfekt für Surfer. Den Nachmittag haben wir einen kleinen Ausflug an eien Fluss unternommen, der sich wie ein Gebirgsbach durch den Wald schlängelt und von einem kleinen Becken in das nächste fließt. Es war ein ziemlich schwieriger und langer Weg bis wir endlich oben waren, vor allem weil wir eine Kühltruhe mit Bier hochschleppen mussten - und das über Stock und Stein. Als man dann endlich da war, war das kühle Wasser ein Segen. Dieses Mal gab es dann auch Betten, zumindest für 6 Personen und man konnte den verlorenen Schlaf von gestern nachholen (weder auf Holzboden noch in ungewohnten Hängematten lässt sich einfach schlafen). 2 mussten aber aufgrund der zu wenigen Betten auf dem Boden oder in der Hängematte schlafen.
unser Haus
Der Fluss


Bodyboard und Bier, eine gute Kombination
Wir blieben aufgrund des Sonderpreises auch noch eine Nacht in Nexpa. Eigentlich waren nämlich nur 2 Übernachtungen insgesamt geplant, aber in Mexiko wird die Spontanität sehr ausgelastet und wir blieben noch länger. Was auch echt cool war, da wir am 3. Tag an den coolsten der ganzen Strände fuhren: Arenas Blancas. Ein ziemlich großer Strand, aber komplett mit weißem Sand, aber trotzdem ziemlich hohe Wellen. Dazu unzählige verschieden Krebse und andere Meeresbewohner. Dort blieben wir den Vormittag und genossen die Ruhe, da wieder einmal niemand außer uns am Strand war.

geparkt wird gerade so, dass man nicht im Sand stecken bleibt
Was mich ziemlich an diesem Strand gewundert hat, war dass er eigentlich perfekt war, aber nirgendswo auch nur ein Restaurant war. Es gab ein paar verfallene Häuser, aber sonst nichts. Dabei hätte man den Strand touristisch ziemlich gut nutzen können.

Nachmittags ging es nach Pichilinguillo, einer Bucht die auch Alberca gennant wird, weil es im Grunde wie ein Schwimmbad ist. Die Felsen umschließen die Bucht fast komplett und so ist das Wasser total ruhig. Man fährt mit dem Auto ganz steil bis zum Sand herunter, wo dann auch 2 kleine Restaurants sind, die frisch gefangenen Fisch und Kokosnüsse verkaufen. Dort haben wir dann einen Kumpel der Mexikaner getroffen, der uns eine kleinen Tunnel gezeigt hat, welcher die Felsen, die die Bucht begrenzen durchstößt. Wir sind nicht ganz durch geschwommen, weil die Wellen des offenen Meeres an der Felsküste dann doch gefährlich werden können, aber es war trotzdem ziemlich aufregend. Aufpassen musste man nur mit den Seeigeln, die dort überall klebten.
Pichilinguillo

in der Hängematte
Schlafen musste ich diese Nacht wieder in einer Hängematte, da in meinem Bett Flöhe waren. Das sah dann ungefähr so aus.

Die letzte Nacht haben wir aus Geldmangel dann einfach am Strand Arenas Blancas geschlafen. 3 im Auto, 3 in einem geliehenen Zelt des Kumpels und Aaron und ich neben dem Lagerfeuer auf einer Decke. Richtig gut haben wir nicht geschlafen, aber immerhin haben wir Schildkröten gesehen, die dort zum Eierlegen an den Strand gekommen sind. Wir haben auch ganz vorbildlich die Spuren danach verwischt, da normalerweise die Einheimischen die Nester komplett ausräumen um die Eier zu verkaufen oder zu essen.

Zum Schluss wünsche ich natürlich allen noch frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr. Am 26. bin ich dann für knapp einen Monat auf reisen und habe danach aber viel zu berichten!
Frohe Weihnachten

Montag, 10. Dezember 2012



Die vergange Woche stand, wie angekündigt, ganz im Zeichen des Midterm-Seminars, welches auf einer abgelegenen Hacienda stattfand. Niemand war so richtig begeistert, da es ziemlich kalt war, Strom nur wenig vorhanden war (2 Solarpanelen sind einfach nicht genug), das Essen wenig war und vor allem kein Internet verfügbar war. Dazu kam der zum Hauptthema erklärte erzwungene Wechsel, der die sonnenverwöhnten Freiwilligen nicht wirklich motivierte. Das Seminar hätte also nicht schlechter anfangen können und es hörte auch nicht auf. Der erste Kritikpunkt war von vorneherein klar: Warum ein Midterm-Seminar schon im Dezember, nach gerade mal 3 Monaten? Klar, der Wechsel, aber das hätte man ja auch auf einem gesonderten Seminar machen können. Doof war auch, dass die Informationen nicht neu waren und wir die Themen die angesprochen wurden (ausgenommen der Wechsel) schon in Deutschland durchgenommen haben. Sowas wie: Was sind die Unterschiede zwischen Deutschland und Mexiko? Was willst du für Projekte verwirklichen? Was bedeutet für dich der Kulturschock? Das sind alles sehr anstrengende Fragen und haben einfach nicht in die Situation und auf das Seminar gepasst. Niemand wusste so recht wie sein neues Projekt wird, hatte mit dem alten schon abgeschlossen und konnte nun wirklich noch nicht groß beschreiben, wie er seine Ideen im neuen Projekt nach dem Wechsel verwirklich konnte. Das Seminar endete wie geplant Samstag, leider mit 5 Lebensmittelvergiftungen. Nun aber genug von den Kritikpunkten, denn es gab auch sehr schöne Aspekte des Seminars. Man hatte einfach mal Ruhe ohne den Alltagsstress und es war schön, mal wieder alle Freiwilligen zu sehen, Erfahrungen und Geschichten auszutauschen. Außerdem war es auch mal warm, wenn die Sonne aufgegangen war. Die Highlights waren aber das allabendliche Feuer und vor allem ein Haufen von um die 8 Hundewelpen, die waren echt süß. Leider hab ich mich ein wenig erkältet und jetzt ein bisschen Husten, aber immerhin besser als eine Lebensmittelvergiftung.
Vormittags
Aaron, Marius und ihr Baby


Am Samstagabend durften wir noch bei Javier (ein Student der bei vive México arbeitet und auch auf dem Seminar war) Zwischenstopp machen und mit ihm auf eine Studentenparty gehen. Hier betrinkt man sich an den Wochenende vor Weihnachten wohl gerne. Die Feier war aber nicht so spektakulär und wir sind recht früh gegangen.

Leider endete das Wochenende ziemlich traurig. Als wir ankamen berichtete und unsere Gastmutter, das Yuri sich Sonntagmorgen in ihrem Zimmer erhängt hat. Sie ist die Enkelin von unseren Gasteltern und noch schlimmer, eine gute Freundin von uns gewesen. Wir hatten schon ein paar Ausflüge mit ihr gemacht, waren zusammen mit ihr auf der Hochzeit und wollten eigentlich noch einige Sachen unternehmen. Sie auch immer so fröhlich und glücklich und niemand weiß, warum sie sich das Leben genommen hat. Viel schlimmer ist es aber für die Familie. Ihre beiden Brüder (auch schon Studenten) sind super nett und wir haben uns ziemlich gut mit ihnen verstanden und jetzt mussten wir vor sie treten und sie in den Arm nehmen, weil ihre Schwester tot ist.

Yuri mit Rose
 
Noch vor einer Woche am Sonntag, saßen wir bei der Familie im Haus, mit allen Cousins, Tanten und Onkels, haben fröhlich Vögelchen gegessen und gelacht. Gestern saßen wir still im Hof, überall Stühle damit das Dorf vorbeikommen kann und mit die Familie begleiten kann. Die Nachbarn schenken Tee und Kaffee, gelegentlich auch Tequila aus. Auf der Straße sind überall Leute mit starren Mienen, es wird über den Grund getuschelt und ab und zu quäkt ein Kind. In einen Nebenzimmer liegen die Brüder mit ihrer Mutter auf dem Bett und starren gegen die Wand, der Vater versucht sich abzulenken und rennt überall rum – so richtig wissen, was er machen soll, tut er aber auch nicht. Unsere Gastschwester liegt eine Reihe hinter uns ihrer Mutter in den Armen und kämpft gegen die Tränen an, die Sonnenbrille hat sie schon länger abgesetzt.
mit Yuri im Innenhof
Aaron und ich brauchen viel Mut zum aufgebarten Leichnam zu gehen. Man sieht nur ein Teil des Gesichts und die gefalteten Hände (niemand will die Spuren sehen, die von 4 Minuten qualvollem Tod stammen). Man kann die Situation immer noch nicht fassen, der Boden schwankt und man konnte nicht mal einen Gedanken für ein Gebet fassen. Also standen wir nur da und schauten uns die Person an, die dort in dem weißen Sarg lag und versuchten jede Einzelheit, vom goldenen Diadem, bis zu den Stoffsternen auf der grünen Seidendecke, um es nie wieder zu vergessen. Dass die Person Yuri ist, kann man immer noch nicht fassen.


Ich hoffe, sie hat ihr Glück gefunden.




Montag, 3. Dezember 2012


Vergangene Woche fanden wir uns alle in Morelia ein, um ein für alle Mal zu klären, wie es jetzt weiter geht. Fleißige Leser haben schon von dem bevorstehenden Wechsel mitbekommen. Für alle die es vergessen haben hier noch einmal grob zusammengefasst:
Cuitzeo
Vor einigen Wochen erreichte unsere Organisationen eine Mail vom Auswärtigen Amt, dass Michoacán und vor allem die Dörfer viel zu gefährlich für Freiwillige sei und deshalb die Standorte gewechselt werden müssten. Letzte Woche kamen dann die Mentoren aus Deutschland und die Mentoren aus Mexico zu einem Partnerdialogtreffen zusammen, wo ein Vertreter der deutschen Botschaft auch anwesend war (immerhin 90 Minuten von dem 5 Tage langen Treffen).

"Vorgarten"
Dabei rausgekommen, dass ich in die CECYTEM-Schule nach Morelia versetzt werde, aber immer eine halbe Woche in der Universidad Latina de America arbeiten darf. Warum genau jetzt Michoacán so gefährlich geworden sei, wurde auch vom Botschafter nicht begründet. Es hat eher den Anschein gemacht, als wüsste er überhaupt nicht richtig Bescheid über unser Programm. Wahrscheinlich wollte der Botschafter auf Nummer sicher gehen und uns alle zusammen auf einem Platz haben, falls etwas passiert, sodass er uns schnell ausfliegen kann. Ein weiterer Grund ist der politische Konflikt zwischen dem AA und dem BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung), da das Weltwärts-Programm nie so richtig vom AA genehmigt wurde und alleine vom BMZ durchgebracht wurde. Alles in allem ist dieser Wechsel ziemlich unbegründet und doof, vor allem für uns Freiwillige und wir hoffen, dass so etwas nicht noch einmal passiert.
Der große Innenhof

Dieses Wochenende waren wir in Cuitzeo die Ruinen besuchen, welche sogar größer als die von Huandacareo waren. Allerdings war ziemlich viel restauriert. Danach schauten wir uns noch das historische Zentrum Cuitzeos an, was ziemlich groß dafür war, dass Cuitzeo auch nur ca. 10.000 Einwohner hat. Am schönsten war das noch sehr gut erhaltene Kloster, wo bis ins 19. Jahrhundert bis zu 35 Mönche gewohnt haben. Für uns als Schüler (ja, da niemand deutsch spricht, kann ich überall meinen alten Schülerausweis benutzen) war Eintritt frei und weil wir ja extra aus Deutschland hier her gereist sind wurden wir auch noch ein wenig herumgeführt und durften in den eigentlich gesperrten und interessantesten Teil des Klosters. Viele kleine Kammern und dunkle Gänge gab es zu besichtigen und ein ziemlich alte Orgel (made in Germany). Am Spannendsten war ein kleiner Gang, der ziemlich hoch seitlich über dem Altar endete. Der war dazu gedacht, dass auch kranke oder ganz alte Mönche an der Messe teilnehmen oder sie zumindest sehen konnten.
ein kleiner Innenhof mit Kreuz
 Man konnte sich mit ein wenig Phantasie ziemlich gut in die Zeit versetzen. Wie man als Abt auf der Galerie steht und in den Innenhof blickt, wo Mönche umher eilen, ein paar Conquistadoren gelassen an den Säulen stehen und ein paar Hühner um die Ecke flitzen. Allerdings hätte man auch in manchen Innenhöfen denken können, man befindet sich an einem heißen Sommertag in Deutschland. Spätestens der frisch gepresste Saft (ich hatte Ananas/Kokos) und die hupenden Colectivos (kleinbusse) halten uns dann wieder in die Gegenwart zurück. Nachmittags waren wir dann von der Familie unseres Gastvaters der ersten Familie (wir sind mittlerweile wieder zurück gewechselt, da die Mutter unseres zweiten Gastvaters, in dessen Haus wir gewohnt haben, wieder zurück in ihr Haus will und wir deshalb weichen mussten. Ist aber nicht wichtig, da wir ja eh bald nach Morelia wechseln.) zum Essen eingeladen. Es gab kleine gebrutzelte Vögelchen von der Größe einer Amsel in Mole und dazu Reis. Es war nicht so viel Fleisch dran und hat auch nicht so mega gut geschmeckt. Den ersten Advent würdigte hier nebenbei niemand groß.
Galerie



ein Vögelchen














Am Dienstag geht es dann aufs Mid-Term Seminar von Vive México, wo noch einmal eine ganze Woche über all unsere Themen gesprochen wird und vor allem reichlich über jede Kleinigkeit diskutiert wird. Das wird spaßig…nicht.